Mehr als Honig: Die ökologische Bedeutung der Honigbiene

Am 13. Mai 2025 lud unser Jagd-Club zu einem besonderen Clubabend ins Gasthaus „Zur Wetterau“ nach Oppershofen ein – und durfte sich über eine ausgesprochen positive Besucherresonanz freuen. Nicht nur Vereinsmitglieder, sondern auch zahlreiche Natur- und Imkerfreunde aus der Umgebung waren gespannt auf den anstehenden Vortrag. Die Veranstaltung war nahezu voll besetzt, was das ausgeprägte Interesse an Natur- und Umweltthemen in der Region deutlich machte.
Musikalisch eingeleitet wurde die Veranstaltung durch die feierliche Begrüßung der Bläser, die wie immer eine stimmungsvolle Atmosphäre schufen.
Unser 1. Vorsitzende eröffnete den Abend mit herzlichen Worten. In seiner Begrüßung erwähnte er die Ehrenmitglieder des Vereins, die an diesem Abend leider nicht anwesend sein konnten. Er zeigte sich erfreut darüber, dass auch viele Nichtjäger und naturinteressierte Gäste der Einladung gefolgt waren. Besonders begrüßt wurde auch Bad Nauheims Vogelschutzbeauftragter, dessen Anwesenheit den interdisziplinären Austausch unterstrich.
In seiner Einleitung wurde betont, mit welchem Herzblut er sich seit Jahrzehnten für die Lebensraumverbesserung von Flora und Fauna einsetzt – unter anderem als 1. Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Bezirksverband Friedberg. Seine Hegemaßnahmen und Biotopverbesserungen zielen darauf ab, die Lebensbedingungen der gesamten Tierwelt zu fördern – Insekten nehmen dabei eine besonders wichtige Rolle ein. So hat er gemeinsam mit einem Vereinsmitglied und Imker Bienenvölker in seinem Revier angesiedelt. Aus diesem Engagement heraus entstand vor einem Jahr die Idee, einen informativen Abend über die Bedeutung unserer heimischen Bienen – insbesondere der Honigbiene – zu veranstalten. Umso mehr freute er sich, den ersten Vorsitzenden des Landesverbands Hessischer Imker e.V., Herrn Oliver Lenz, für diesen besonderen Clubabend gewonnen zu haben. In seinen einleitenden Worten zum Thema Bienen unterstrich er nochmals eindringlich, wie essenziell die Lebensraumverbesserung für das Überleben der Bienen und anderer Insekten ist. Er ging dabei auch auf verschiedene Möglichkeiten ein, wie solche Verbesserungen in der Praxis umgesetzt werden können – etwa durch die Schaffung artenreicher Blühflächen, verminderter Einsatz von Pestiziden, die Förderung strukturreicher Landschaftselemente wie Hecken, sowie durch gezielte Biotopmaßnahmen in Jagdrevieren. Diese Maßnahmen, so betonte er, leisten nicht nur einen Beitrag zum Schutz der Honigbiene, sondern stärken die gesamte heimische Fauna. Im Anschluss übergab er das Wort an den Experten Oliver Lenz, der das Thema aus Sicht der Imkerei mit einem fesselnden Vortrag unter dem Titel „Im Dienst der Natur“ weiter vertiefte. Schon zu Beginn beeindruckte Herr Lenz mit einer Einführung in die enorme Vielfalt der Bienenwelt. Rund 600 Bienenarten sind in Deutschland bekannt, etwa 360 davon allein in Hessen heimisch. Doch nur eine einzige Art, die Honigbiene, produziert den von uns geschätzten Honig.
Der Vortrag bot spannende Einblicke in das komplexe Leben im Bienenstock. Obwohl die Organisation streng hierarchisch aufgebaut ist – mit der Königin an der Spitze, die alle 90 Sekunden ein Ei legt und durch Pheromone das Volk zusammenhält – herrscht im Bienenvolk keine absolute Monarchie. Herr Lenz sprach treffend von einer „demokratischen Diktatur“, denn das Volk entscheidet, wann es an der Zeit ist, eine neue Königin heranzuziehen.
Natürlich erhielten die Zuhörenden auch eine detaillierte Erläuterung zur Herstellung des Honigs: Der sogenannte „Futtersaft“ wird von Biene zu Biene weitergegeben, reift während dieser Übergabe und wird schließlich in Waben gefüllt und mit einem Wachsdeckel versiegelt. Dieses Prinzip der Vorratshaltung nutzen wir Menschen seit Jahrhunderten. Der Deutsche Imkerbund setzte vor etwa 100 Jahren mit dem 500g Honigglas zudem auf ein praktisches und nachhaltiges Mehrwegsystem.
Herr Lenz machte deutlich, dass der Honig jedoch nur ein Nebenprodukt sei – die Hauptleistung der Honigbiene liege in der Bestäubung von Pflanzen. Diese ist grundlegend für Artenvielfalt sowie die Produktion von Früchten, Samen und Nüssen. Ohne Bienen gäbe es keine blühenden Landschaften – sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Ökosystems. Die deutsche Imkerschaft sei längst ein bedeutender Akteur im Natur- und Artenschutz – nicht nur durch die Pflege der Bienenvölker, sondern auch durch Aufklärung, Bildungsarbeit und Vernetzung.
Auch ernste Herausforderungen wurden nicht ausgespart: Seit den 1990er-Jahren ist die Biomasse der Insekten um etwa 75 % zurückgegangen. Ursachen sind unter anderem Pestizide, Düngemittel, das frühe und intensive Mähen von Wiesen sowie Krankheiten und invasive Arten wie die Varroa-Milbe oder die asiatische Hornisse. Herr Lenz stellte konkrete Schutzmaßnahmen vor – etwa den Einsatz alternativer Mähgeräte, die Pflege von Biotopen durch das Prinzip „zwei Drittel mähen, ein Drittel stehen lassen“ und die Förderung bienenfreundlicher Pflanzen im eigenen Garten.
Nach dem Vortrag kam es zu einer regen Beteiligung aus dem Publikum. Zahlreiche interessierte Fragen wurden gestellt und von Herrn Lenz mit hoher Fachkompetenz beantwortet. Als Dankeschön für den bereichernden Vortrag überreichte unser 1. Vorsitzende im Anschluss einen liebevoll zusammengestellten Präsentkorb an Herrn Lenz – eine kleine Geste der Anerkennung für einen großen Beitrag zum besseren Verständnis der Bienenwelt.
Im weiteren Verlauf des Abends wartete ein ebenso genussvoller wie geselliger Ausklang auf die Gäste. Vereinsmitglieder hatten mit viel Engagement die Vorbereitung und Durchführung einer Verkostung verschiedenster Honig- und Bienenprodukte übernommen. Auf den Tischen präsentierten sich mehrere Sorten regionaler Honige – vom milden Frühjahrsblütenhonig bis zum intensiven Waldhonig – und spiegelten in Farbe und Geschmack die Vielfalt der heimischen Blütenwelt wider. Für Freunde hochprozentiger Spezialitäten gab es ebenfalls etwas zu entdecken: Bärenfang Honiglikör und traditioneller Honigwein (Met) rundeten das kulinarische Angebot ab.
Ein großes Dankeschön geht an das Team vom Gasthaus „Zur Wetterau“ – für die herzliche Gastfreundschaft und die Möglichkeit, eine Veranstaltung in dieser Form inklusive Verkostung und Verkauf durchzuführen. Das ist keine Selbstverständlichkeit und verdient besondere Anerkennung.
Die Gäste nutzten den Abend nicht nur zum Probieren, sondern kamen intensiv miteinander ins Gespräch – über Bienen, Gärten, persönliche Erfahrungen mit der Imkerei und individuelle Ansätze im Natur- und Artenschutz. So wurde der Abend nicht nur zu einem fachlichen Höhepunkt, sondern auch zu einem verbindenden Erlebnis – ganz im Sinne der Bienen, die durch Vielfalt, Zusammenarbeit und Gemeinschaft ihr Volk stark machen.
Weitere Informationen über unsere Honigbienen und die Arbeit des Landesverband Hessischer Imker e.V. unter:
www.hessische-imker.de