Der Wolf – Lebensweise und Entwicklung der Population

Der Wolf – Lebensweise und Entwicklung der Population

Ein Vortrag von Till Krauhausen

Seitdem ein Wolf in Butzbach-Maibach offiziell nachgewiesen und am Winterstein sogar Video-Aufnahmen von ihm gemacht werden konnten, hat auch in unserer Region dieses Wolfsvorkommen zu konkreteren Bedenken und Ängsten bei Weideviehhaltern, Schäfern, Hundehaltern und in der Jägerschaft geführt. Dank der Initiative unseres Vorstandsmitglieds Claudia Tüscher konnte für die Monatsversammlung am 11. Oktober im Gasthaus „Zur Wetterau“ in Oppershofen mit Till Krauhausen von der Geschäftsstelle des LJV Hessen ein kompetenter Referent zum Thema Wolf gewonnen werden.
Gleich zu Beginn seiner Präsentation betonte Krauhausen, dass sein Vortrag auf der Grundlage von aktuellen Zahlen und Fakten basiere und nur diese in der Diskussion von Schlussfolgerungen und Maßnahmen weiterhelfen könnten.
Beeindruckend im eher negativen Sinn war die Darstellung der aktuellen Verbreitung des Wolfs in Deutschland. Nicht nur für die Beweidung der Nordseedeiche und die Erhaltung der traditionellen Almbewirtschaftung in den Alpen stelle der Wolf inzwischen eine Gefahr dar, sondern auch in vielen anderen Regionen. Dort hätten sich stabile Populationen etabliert und nicht nur z.B. in Niedersachsen sei der Wolf längst keine bedrohte Tierart mehr. Dies belegt eine kürzlich veröffentlichte Studie von Prof. Dr. Klaus Hackländer, Leiter des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU Wien), welche vom Land Niedersachsen in Auftrag gegeben wurde.
Auf Merkmale und Lebensweise ging Krauhausen bei seinem Vortrag ausführlich ein. Auch praktische Aspekte kamen dabei nicht zu kurz. Unterschiede zwischen der Wolfsfährte und dem Abdruck einer Haushund-Pfote wurden anschaulich demonstriert. Auf einem weiteren Foto war zu sehen, dass sich in der Losung des Wolfs in der Regel Fell- und Knochenreste finden lassen. Der Kehlbiss am erbeuteten Tier sei ein weiteres Zeichen für den Wolf. Außerdem fresse er meistens Muskelfleisch und räume daher mit den Vorderpfoten oftmals die ihn beim Fraß störenden Innereien beiseite. Kleine Tiere wie Hase, Frischlinge oder Lämmer kann er in Gänze fressen.
Durch eine genetische Laboranalyse könne nicht nur festgestellt werden, ob es sich um einen Wolf, sondern in vielen Fällen auch, um welchen Wolf aus welcher Region es sich handele.
Dazu sei es natürlich notwendig, Wolfsbeobachtungen oder Rissfunde von Weide- oder Wildtieren an den LJV Hessen zu melden. Dieser informiert dann seine Wolfsbeauftragten, die vor Ort weiterhelfen und die Probeentnahme veranlassen. Die Kontaktmöglichkeiten sind:
www.ljv-hessen.de/wolfsmeldung
wolf[at]ljv-hessen.de
Tel. 06032-936120
Oder Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (Wolfshotline):
Tel. 0641-20009522
wolf[at]hlnug.hessen.de
www.hlnug.de
Der Bestand des Wolfs in Deutschland sei nicht mehr gefährdet und wir hätten inzwischen die höchste Populationsdichte weltweit. Eine jährliche Entnahme von bis zu 700 Wolfsindividuen würde nicht ausreichen, um die jährliche Zuwachsrate von 30 Prozent voll abzuschöpfen. Auf diesem Hintergrund sei die gemeinsame Forderung von Weidetierhaltern, den Landesjagdverbänden und dem Deutschen Jagdverband verständlich und nachvollziehbar, den Wolf dem Jagdrecht zu unterstellen und mit einem aktiven Wolfsmanagement zu beginnen, das seinen Bestand nicht gefährde. Eine Aufnahme ins Jagdrecht ist nicht gleichbedeutend mit einer regulären Jagdzeit, vielmehr wird er mit einer ganzjährigen Schonzeit versehen werden. Jedoch gibt es eine gewisse Rechtssicherheit bei Verkehrsunfällen oder in Notwehrsituationen während des Einsatzes von Jagdhunden.
Die politische Hürde hierbei sei allerdings bekanntermaßen sein hoher Schutzstatus. Von der Berner Konvention über die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie bis zum Bundesnaturschutzgesetz sei der Wolf gleich mehrfach geschützt. In Schweden habe man es da einfacher. Dort sei ein günstiger Erhaltungszustand festgestellt und eine Populationszielgröße von 250 adulten Exemplaren definiert worden aufgrund des genetischen Austausches zur benachbarten karelischen Population. Darüber hinausgehende Exemplare würden erlegt. Das Management sei in diesem Land leichter, da es bei der Unterzeichnung der Berner Konvention im Jahr 1979 sogenannte Vorbehalte geäußert hatte. Dies hatten 13 weiteren Länder bei der Unterzeichnung Schweden gleichgetan. Deutschland hat dies nicht getan, da damals keine Wölfe in der Bundesrepublik vorkamen und nicht mit einer Rückkehr des Wolfes gerechnet wurde.
Das große Interesse am Thema Wolf wurde nicht nur durch die hohe Zahl der an diesem Abend erschienen Mitglieder unseres Jagd-Clubs, sondern auch durch zahlreiche Nachfragen der Anwesenden zu verschiedenen Bereichen des Vortrags unterstrichen. Abschließend konnte unser Vorsitzender Dr. Horst Dieter Berlich dem Referenten Till Krauhausen für seine fachlich kompetente, differenzierte und anschauliche Präsentation unter dem Beifall der Club-Mitglieder danken.